Künstliche Intelligenz in der Verlagsbranche: White Paper der Frankfurter Buchmesse und Gould Finch
21. März 2022 | Ein Lesetipp
Künstliche Intelligenz (KI) begegnet uns im Alltag überall – eingebettet in Apps und Websites hilft sie bei der Datenanalyse, empfiehlt Streaming-Inhalte oder schafft ein personalisiertes Einkaufserlebnis. Auch im Verlagswesen hat KI längst Einzug gehalten, doch mit welchen konkreten Herausforderungen und Auswirkungen muss die Verlagsbranche rechnen? In einer internationalen Befragung mit 233 Teilnehmern und Teilnehmerinnen aus 17 Ländern gingen die Frankfurter Buchmesse und die Managementberatung Gould Finch dieser Frage auf den Grund. Die Ergebnisse, kombiniert mit praxisnahen Lösungsansätzen, wurden Ende 2021 als umfassendes White Paper veröffentlicht.
Aus der Executive Summary:
DIE WESENTLICHEN ERKENNTNISSE SIND DIE FOLGENDEN:
Künstliche Intelligenz wird keine Autoren ersetzen können, aber es kann das Kerngeschäft stärken. Auch wenn es bereits Technologie gibt, die einen Klang nachzuahmen und plausible Prosa zu verfassen versteht, so können der Erzählbogen und die Machweise eines Bestsellers noch nicht auf einen Algorithmus heruntergebrochen werden. Die bereits vorhandene Technologie bietet Verlagen Zugang zu einer Reihe neuer Kanäle und Prozesse, um Bereiche wie das Marketing oder Analytics ebenso wie Produktion und Verwaltung zu stärken.
In Künstliche Intelligenz zu investieren bedeutet nicht weniger Jobs für Menschen. Ganz im Gegenteil: Unternehmen, die zurzeit KI einsetzen, wie zum Beispiel The Washington Post und Axel Springer, aber auch kleinere Verlagshäuser, konnten positive Effekte bei Leserstatistiken und Absatz ausmachen, ebenso wie eine verbesserte Beschäftigungssicherheit für Journalisten und Autoren.
Bereits geringfügige Investitionen können schon finanzielle Vorteile bringen. Die von uns gewonnenen Erkenntnisse zeigen eine Korrelation zwischen irrationalen Ängsten und bescheidenen bis keinen Investitionen, wenn es um KI geht. Obwohl ein hoher Anteil der Befragten glaubt, es sei zu riskant, große Geldsummen ohne eine garantierte Rendite zu investieren, so weisen die Zahlen darauf hin, dass auch geringfügige Investitionen, ob nun die Einstellung neuer oder die Weiterbildung bereits versierter Mitarbeiter, zu einem signifikanten Zuwachs bei den Verkaufszahlen führen kann. Wichtig festzuhalten: Wer in Künstliche Intelligenz investiert hat, ist mit seinen Erfahrungen zufrieden und investiert weiterhin auf allen Ebenen. Bemerkenswert ist auch die wachsende Anzahl an Dienstleistern, die verschiedene KI-Technologien nutzen und diese als bezahlte Dienstleistung zu vertretbaren Kosten für Verlage anbieten und damit den Zugang erleichtern. Wir schlussfolgern, dass KI und ihre zukünftigen Entwicklungen vielversprechende Möglichkeiten für die Verlagsbranche bereithalten. Publishing ist und bleibt ein persönliches Geschäft und unsere Studie zeigt, dass Technologien nicht etwa die menschliche Interaktion in der Branche ersetzen, sondern verschiedenste Verbesserungen entlang der Wertschöpfungskette ermöglichen. Autoren werden neue Instrumente entdecken, um ihre Kreativität auszudrücken, Marketingleute werden neue Werkzeuge entdecken, um personalisierte Kampagnen für ein größeres Publikum zu entwickeln, und Kunden werden von neuen Erfahrungen begeistert sein. Um zu einem möglichst reibungslosen Übergang beizutragen, haben wir die sechs wesentlichen Schritten aufgelistet, die bei der Anwendung von KI beachtet werden sollten.