Künstlerisch Arbeiten mit KI - Ein Beispiel
19. April 2019 | Dr. Tabea Golgath
Interview mit Dr. Dimitrios Geromichalos, CEO/Founder der RiskDataScience UG, München
Welche KI-Anwendung haben Sie für die Erzeugung neuer künstlerischer Produkte genutzt?
Gängige KI-Methoden zur Analyse von Bildern basieren auf dem sogenannten „Deep Learning”. Dazu werden neuronale Netze verwendet, die aus mehreren Schichten bestehen. Die Schichten selbst sind – anschaulich betrachtet – Filter mit unterschiedlichem Abstraktionsgrad: Während die „unteren” Schichten eher Punkte, Linien, Texturmuster etc. erkennen – d.h. den „Stil” – dienen die höheren Ebenen dazu, den Inhalt von Teil- oder Gesamtbildern zu erkennen.
Wie funktioniert ein Style Transfer?
Diese Eigenschaft neuronaler Netze wird beim „Neural Style Transfer” verwendet, um neue Bilder zu erzeugen. Dazu kombiniert man ein Bild, das den Inhalt beiträgt, mit einem Bild, das den Stil des endgültigen Bildes beiträgt.
Werden beispielsweise Porträtfotos als Inhaltsbilder und Gemälde bekannter Künstler*innen als Stilbilder verwendet, können mit diesem Verfahren Bilder erzeugt werden, die z.T. so aussehen, als hätte der*die jeweilige Künstler*in das Porträt gemalt.
Wie haben Sie genau gearbeitet?
Basierend auf diesen Konzepten sind wir einen Schritt weitergegangen. Unser Ziel war es nicht, verschiedene Künstler*innen nachzuahmen, sondern die beschriebenen Verfahren für völlig neue Bilder an der Schnittstelle zwischen Fotografie und Malerei zu nutzen. Zu diesem Zweck konzentrierten wir uns vor allem auf Landschaftsaufnahmen, die uns besonders geeignet erschienen, als „Inhaltsbilder”. Als „Stilbilder” haben wir bewusst keine Gemälde verwendet, sondern weitere Bilder mit überwiegend naturwissenschaftlich-technischem Hintergrund, wie z.B. Kristalle, Leiterplatten oder Pflanzen. Unserer Meinung nach, die sich im Laufe der Zeit immer mehr verfestigt hat, hat jedes von ihnen seinen eigenen „Stil”, der mehr oder weniger stark mit verschiedenen Landschaften harmoniert (man kann hier auch von „Stilresonanz” sprechen) – oder auch nicht.
Die folgenden Bilder zeigen einen kleinen Teil dessen, was mit den genannten Methoden möglich ist. Wir sind überzeugt, dass sich hier eine völlig neue Kunstrichtung eröffnen wird und freuen uns, zu den Ersten zu gehören, die diesen Weg gehen.
Bild 1
Als Inhalts-Bild diente hier ein Foto vom Rheinfall, als Stilbild eine Satellitenaufnahme der Erde. Man kann sehr schön erkennen, wie die Gischt und die Felsen des Wasserfalls mit Wolken und Kontinenten "nach-gezeichnet" wurden.
Bild 2
Hier diente ein Foto der Frankfurter Skyline als Inhaltsbild. Auf dieses wurde der Stil eines geschliffenen Malachit-Steins übertragen. Dadurch wirkt die gesamte Skyline wie ein einzelner geschliffener Malachit.
Bild 3
Das Inhalts-Bild hier war ein Foto, das das neblige Isartal zeigt, das Stilbild ein geschliffener Achat. Das resultierende Bild wirkt wie ein Gemälde mit interessanten zusätzlichen Strukturen.
