Kunst 4.0 - Roboter malt mit Acryl

15. November 2019 | Prof. Dr. Doris Aschenbrenner

„Diese Entdeckung wird die elementarsten Ebenen der Kunst eliminieren.“, „Der Künstler läuft Gefahr, eine Maschine zu werden, die mit einer anderen Maschinen verbunden ist.“ oder auch „Die Malerei ist tot“ sind keineswegs Äußerungen von besorgten Kritiker*innen über den Einfluss der KI, sondern entstanden um das Jahr 1850 herum. Sie beziehen sich auf ein Instrument, das uns heute sehr vertraut ist: die Kamera! Schon damals wurde über moderne Technik kontrovers diskutiert. 

Um die heutige Diskussion über die Möglichkeiten der Technik und insbesondere der Künstlichen Intelligenz auch gesamtgesellschaftlich anzuheizen, hat ein Kollaborationsprojekt des IT-Unternehmens „Awesome Technologies“ zusammen mit der TU Delft kürzlich einem Industrieroboter das Malen mit Acrylfarbe beigebracht. Das Projekt nennt den Roboter ironisch „Bob Rob“ und möchte mit frei verfügbarer Software die Kunst- aber auch der IT-Szene zum Mitmachen bewegen.

Manuel Stahl, der verantwortliche Entwickler bei Awesome Technologies, stellt das Projekt so dar: "Wir wollten zeigen, wie schnell man eine Anwendung mit Industrierobotern umsetzen kann. In Industrieanwendungen werden natürlich noch viel kompliziertere Aufgaben als das Malen mit Acrylfarbe von Robotern erledigt. Unser Unternehmen hat sich auf das sogenannte „Rapid Prototyping“ in komplexen Anwendungsszenarien spezialisiert. Wir stellen aus Überzeugung sämtliche Materialien dieses Projekts als OpenSource zur Verfügung.“

Bob Rob bei Kunsttagen in Sommerhausen | © Awesome Technologies

Es gibt bereits einige Anwendungen der KI in der Erstellung von Kunstwerken. Die Pariser Gruppe „Obvious“ hat das erste von einer KI erzeugte Gemälde „Edmond de Belamy“ in einer Auktion bei Christie’s für 430.000.- €  verkauft. Daraus entstand dann sogleich eine engagierte Diskussion darüber, ob eine von einem Algorithmus erzeugte Produktion überhaupt „Kunst“ genannt werden kann oder darf. Diese Diskussion nutzt das Projekt, in dem es an verschiedenen Veranstaltungen – initial an den „Kunsttagen Sommerhausen“ – den  Roboter ausstellt und mit den Besuchern ins Gespräch kommt.

Doris Aschenbrenner ist Assistant Professor an der TU Delft und will den Roboter im nächsten Semester in der Lehre einsetzen: „Unsere Gesellschaft hadert noch stark mit den aktuell stattfinden Technologie-Innovationen. Es liegt in der Verantwortung der Wissenschaft und der informierten Zivilgesellschaft, sich aktiv für eine „digital literacy“ in der vierten industrielle Revolution zu engagieren.“

Weitere Informationen finden Sie unter www.paintrobot.de oder im Make Magazin .

Ein Beitrag von
Prof. Dr. Doris Aschenbrenner
Awesome Technologies Innovationslabor GmbH
Informatikerin mit Schwerpunkt auf Robotik