AI Tool for Dance and Choreography – It’s embodied and personalized, dare improvise?

14. Januar 2022 | Interview

Eva-Maria Kraft performed mit einem Roboter | © Gruppe H.A.U.S.

Ein Projekt von Oliver Schürer, Helena Frijns und Darja Stoeva (alle Technische Universität Wien), Christoph Hubatschke (Universität Wien), Eva-Maria Kraft (Tänzerin und Choreografin) und Brigitte Krenn (Austrian Research Institute for Artificial Intelligence (OFAI)

Die transdisziplinäre Forschungsgruppe H.A.U.S. aus Wien hat im Rahmen des LINK-Masters-Projekts mit der Vision gearbeitet, einen humanoiden Roboter mit Hilfe von KI in den Entwicklungsprozess von Choreografien einzubringen. Während der Workshop-Phase begann die Gruppe eine Kooperation mit einem Experten für Sensoren und dem Österreichischen Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz (OFAI). Im Interview stellen sie das Projekt und die Zusammenarbeit vor.

Was war die Motivation hinter Ihrem Projekt?

Wir wollen die Unsicherheit von Bühnenaufführungen mit den Vorhersagen von KI und der Un/Präzision der Robotik zusammenbringen. Damit reflektieren wir die gegenwärtigen Herausforderungen der Gesellschaft, sich mit zeitgenössischer Technologie auseinanderzusetzen. KI und Robotik sind auf dem besten Weg, die Komplexität unseres Alltags zu erhöhen. Wir haben bereits damit begonnen, unseren chaotischen, vage strukturierten und oft unvorhersehbaren Alltag mit Hilfe von unermüdlich präzisen Technologien zu bewältigen. Wie wir uns mit diesen Technologien in den Räumen des Alltags bewegen, ist mehr als nur mit dem Tanz vergleichbar.

Was macht einen Roboter zu einem faszinierenden Tanzpartner?

Humanoide Roboter sind faszinierend, weil sie Kopien von Menschen sind. Diese Technologie steht kurz davor, in die Räume unseres täglichen Lebens Einzug zu halten. Dort werden wir uns mit Robotern bewegen. Daher müssen wir diese Bewegungen sorgfältig entwerfen. Im Tanz sind nicht nur alle vorhandenen Bewegungsmöglichkeiten ausgeschöpft, sondern es werden auch ständig neue erfunden.
Wir wollen die soziopolitische Agenda dieser humanoiden Technologien als Geräte diskutieren. Humanoide Roboterkörper sind in den meisten ihrer Ausprägungen problematisch, wenn es um körperliche Aspekte des Gehorsams, des Ageismus, Genderismus, Feminismus und Behindertenfeindlichkeit geht. Mit dem Tanz können wir diese abstrakten Fragen von Körper und Gesellschaft auf eine sehr konkrete und physische Weise diskutieren.

Wie haben Sie die passenden Teammitglieder gefunden?

Einige der Teammitglieder hatten bereits in früheren Projekten zusammengearbeitet, andere haben wir durch gezielte Suche gefunden.

Was war beim Coworking-Prozess wesentlich?

Die Transdisziplinarität.

Mussten Sie zusätzliche Zeit für die Teamkommunikation aufwenden, um Missverständnisse zu vermeiden?

Wir haben ziemlich viel zusätzliche Zeit für die Kommunikation im Team investiert. Das ist es, was Transdisziplinarität ausmacht.

Kontakt
Gruppe H.A.U.S.

Team

GRUPPE H.A.U.S. (Forschungsgruppe Humanoids in Architecture and Urban Spaces, TU Wien)

Oliver Schürer ist Forscher, Kurator, Herausgeber und Autor sowie Senior Scientist und stellvertretender Leiter der Abteilung für Architekturtheorie und Technikphilosophie an der Technischen Universität Wien. Er hat zahlreiche internationale Vorträge gehalten und über Technologie und Medien in der Architektur publiziert. Er hat eine Vielzahl von kleinen und großen Konferenzen sowie Veranstaltungsreihen kuratiert. Seit 2008 beschäftigt er sich mit experimenteller Theorie. Das heißt, er entwickelt Theorien, die die Disziplinen Architektur, Kunst, Ingenieur- und Geisteswissenschaften mit experimentellen Entwicklungen verknüpfen. 2014 gründete er die transdisziplinäre Gruppe H.A.U.S., die zu "Humanoiden Robotern in Architektur und urbanen Räumen" forscht. Die Gruppe forscht sowohl im Bereich der Assistenzsysteme als auch in der Performancekunst.

Helena Frijns erwarb einen Bachelor-Abschluss in Mathematik an der Universität Utrecht und einen Bachelor-Abschluss in Bildender Kunst an der Königlichen Kunstakademie in Den Haag. Im August 2017 schloss sie ihr Masterstudium Medientechnologie an der Universität Leiden (Niederlande) ab. Zurzeit absolviert sie ihr PhD-Studium  an der TU Wien.

Darja Stovea ist Doktorandin zum Thema Körpersprache in der affektiven Mensch-Roboter-Interaktion im Rahmen des Doktorandenkollegs TrustRobots. Sie interessiert sich für die Untersuchung der Funktionalitäten von Anpassungsmustern in der zwischenmenschlichen Interaktion, die durch Körpersprache als Teil der nonverbalen Kommunikation ausgedrückt werden, wobei sie sich auf Körperhaltungen, Gesten und andere Körperbewegungen konzentriert.

Sie erwarb einen kombinierten Erasmus-Mundus-Master in Computer Vision und Robotik (VIBOT) und forschte in ihrer Masterarbeit über sozial unterstützende Roboter und emotionale Haltungen für Roboter. Konkret ging es um die Entwicklung eines interaktiven Spiels mit einem humanoiden Roboter für Kinder mit Autismus-Spektrum-Störungen.

Christoph Hubatschke studierte Philosophie und Politikwissenschaft in Wien. Derzeit arbeitet er als Doktoratsstipendiat der Österreichischen Akademie der Wissenschaften als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Universität Wien an seiner Dissertation, in der er versucht, die Philosophie der Technik im Werk der französischen Philosophen Gilles Deleuze und Félix Guattari im Kontext aktueller sozialer Bewegungen zu systematisieren. Der Arbeitstitel der Dissertation lautet: Neue Figuren des Widerstands. Soziale Bewegungen und neue Technologien in der Philosophie von Deleuze und Guattari.

Veröffentlichungen und Vorträge in den Bereichen poststrukturalistische politische Theorie, Politik und Ethik humanoider Roboter, Demokratietheorie, Technologiephilosophie, Social Movement Studies und Deleuze-Studien.

Eva-Maria Kraft ist eine professionelle zeitgenössische freischaffende Tänzerin, Tanzlehrerin und Cranio-Sacral-Therapeutin. Außerdem ist sie zertifizierte Ernährungsexpertin mit Spezialisierung auf Tanz. Eva-Maria Kraft leitet ihr eigenes Tanzstudio RAUM für TANZ in Wien und unterrichtet zeitgenössischen Tanz und Improvisation, zeitgenössisches Ballett und die Chladek®-Technik. Als Tänzerin beschäftigt sie sich vor allem mit Themen wie verschiedenen Wahrnehmungs- und Präsenzzuständen, Bewusstheit, Immersion, Transparenz, Kommunikation, Reflexion, De- und Rekonstruktion von Bewegung und Echtzeitkomposition.

 

Austrian Research Institute for Artificial Intelligence (OFAI)

Brigitte Krenn ist stellvertretende Direktorin des OFAI. Viele Jahre lang war sie Referatsleiterin der OFAI-Gruppe Sprach- und Interaktionstechnologien.

Zuvor war sie wissenschaftliche Leiterin des Research Studio Smart Agent Technologies (jetzt Smart Application Technologies) der Research Studios Austria und Mitglied von Seibersdorf Research, jetzt AIT Austrian Institute of Technology. Davor arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Computerlinguistik der Universität des Saarlandes und am IAI (Institut der Gesellschaft zur Förderung der angewandten Informationswissenschaften an der Universität des Saarlandes).

Sie promovierte in Computerlinguistik an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken, Deutschland, und erwarb ein Diplom in deutscher Sprache und Literatur, Psychologie, Philosophie und Pädagogik an der Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich.