Aidiophonics

25. Januar 2022 | Interview

Aidiophonics | Roboterarm | © Sebastian Voigt

Ein Projekt von Sebastian Voigt (Robotikspezialist und Produktdesigner), Jan-Peter E. R. Sonntag (Künstler, Komponist, Forscher und Entwickler)

In dem innovativen Musikprojekt „AIDIOPHONICS“ von Sebastian Voigt, Produktdesigner spezialisiert auf Robotic Fabrication und Jan-Peter E. R. Sonntag, Medienkünstler und Komponist wird nicht die Komposition, also Musikgenerierung von KI ausgeführt, sondern der Herstellungsprozess der Instrumente durch Maschinen optimiert wird. Das Team entwickelt Idiophone, sogenannte selbstklingende Instrumente in einem künstlerischen und technischen Entwicklungs- und Forschungsvorhaben mit Hilfe eines Roboter-Arms. Im Interview berichtet Sebastian Voigt von der Projektarbeit und ihrer Idee.

Was war die Motivation hinter deinem Projekt?

Die Hauptmotivation hinter dem Projekt war es, der Kreativwirtschaft das Potenzial von Robotik und künstlicher Intelligenz für den eigenen Schaffensprozess aufzuzeigen. Ich wollte belegen, dass diese Zukunftstechnologien auch fernab der Industrie ökonomisch genutzt werden können und als Werkzeuge verstanden und zugänglich gemacht werden müssen.

Das Projekt sollte veranschaulichen, wie wir mit Hilfe dieser neuen Technologien unsere eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten erweitern und Limitierungen überwinden können.

Mit der Projektidee, Idiophone durch Robotik und KI formen zu lassen, sollten diese digitalen Prozesse wieder in analoge und vom Menschen erlebbare Objekte übersetzt werden.

Was waren/sind Herausforderungen?

Die größte Herausforderung in dem Projekt ist es, eine Form zu fertigen, die einen expliziten Klang abbilden kann und diese von einer künstlichen Intelligenz entwickeln und evaluieren zu lassen. Dabei sind viele unterschiedliche Parameter zu beachten, die im Fertigungsprozess zwischen Physik und Akustik aufeinandertreffen.

Hat sich deine Perspektive zu deiner Projektidee in den letzten sechs Monaten verändert?

Nach anfänglicher Euphorie stellt sich meist eine gewisse Klarheit ein, bei der man eher die anstehenden Hürden des Prozesses im Fokus hat als die großen Perspektiven. Vor allem hinterfragt man immer wieder, ob die Balance zwischen der Ablesbarkeit, Umsetzbarkeit und Übertragbarkeit gegeben ist.
Doch die Sicht auf das Potenzial dieses Projektes hat sich in den sechs Monaten immer weiter entwickelt, sodass perspektivisch bereits Teilerfolge dieses Projektes neue Möglichkeiten für ein breites Anwendungsspektrum aufzeigen könnten.

Welchen Stellenwert hat Interdisziplinarität für das Projekt?

Interdisziplinarität hat einen sehr hohen Stellenwert in diesem Projekt, da auch verschiedene Expertisen und Sichtweisen erforderlich sind um das gesteckte Projektziel zu erreichen. Dabei braucht es vor allem Expertisen aus den Bereichen Handwerk, Akustik, Materialwissenschaften, KI und Robotik.

Was siehst du in Robotern/einem Roboterarm?

In dem Roboterarm sehe ich ein riesiges Potenzial sowohl für die Fertigung der Zukunft als auch für andere Bereiche unseres täglichen Lebens. Der Roboterarm als maschinelles Abbild unseres menschlichen Arms hat die Möglichkeit, nicht nur die handwerklichen Fähigkeiten seines menschlichen Pendants hochpräzise zu adaptieren, sondern ermöglicht darüber hinaus gänzlich neue Möglichkeiten, die weit über die menschlichen Fähigkeiten hinausgehen. Gekoppelt mit einer künstlichen Intelligenz könnte der Roboterarm sogar eigene Fertigungsstrategien entwickeln, die effektiver funktionieren als durch Menschenhand programmierte Prozesse. Alles in allem kann aus der Kombination von KI und Robotik auf der einen Seite und Mensch und Handwerk auf der anderen eine Synergie entstehen, die die Grenzen zwischen Handwerk und Industrie in allen Belangen verschwimmen lässt und eine ökologische wie auch ökonomische dezentrale Individualfertigung on demand ermöglichen könnte.

Was sind künstlerische Anteile an deiner Arbeit mit dem Roboter?

Die künstlerischen Anteile der Arbeit mit dem Roboter sind beide Enden der Gleichung, des von uns geplanten Prozesses, bei dem sich Form und Klang gegenüberstehen. Kunstgegenstand ist somit die Form aber auch der Klang. Im Zusammenspiel von KI und Robotik können im künstlerischen Prozess neue Formen entworfen und gefertigt und dann klanglich evaluiert werden. Gleichwohl können aber auch gewünschte Klänge, Töne und Sounds durch KI und Robotik in eine Form übertragen werden. Künstlerischer menschlicher Input trifft auf künstlichen robotergestützten Output.

Kontakt
Sebastian Voigt
Team Aidiophonics

Team

Sebastian Voigt: BA of Arts Produktdesign FH / Master of Robotics, 6 Jahre Entwicklung 3D-Lab + Robotik für Studio Babelsberg zur Fertigung mittels Robotik. Gründung einer eigenen Firma im Bereich der kreativen Robotik für die Fertigung, Kunst, Performance.
 

Jan-Peter E.R. Sonntag ist Künstler, Komponist, Forscher und Entwickler. Er studierte Bildende Kunst, Kunstgeschichte, Musikwissenschaft, Komposition, Philosophie und Kognitionswissenschaft. Mit N-solab (1999 - 2020)
aktiv im Bereich elektrische und elektronische Systeme, Bio-Interfaces sowie Licht- und Schallwandlungssyteme. N-solab konnte bis einschließlich 2020 mehr als 17 Bühnenproduktionen darunter vier Kammeropern und mehr als 40 Installationen entwickeln und realisieren.